Historische Lösung für den Fachkräftemangel

“Die englische Methode, Arbeitermangel vor allem in der Industrie zu beheben, greift auf eigene Kräfte im Lande zurück. Die englische Regierung beschloß, die Zahl der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Diensten Großbritanniens im März um 5 Prozent zu kürzen. Eine weitere 5prozentige Kürzung soll im Oktober dieses Jahres erfolgen. Damit werden etwa 70000 Arbeitskräfte frei, die umgehend in Mangelberufen eingestellt werden sollen.” (Quelle: DER SPIEGEL 2/1947.)

Das Fahrrad als Arbeitsgerät

“Berlin, 30. Dezember – Ein Landwirt pflegte seine Milchkannen mit seinem Fahrrad zum Melkplatz zu befördern. Als das Rad entzweiging, brachte er es zur Reparatur, verunglückte aber auf dem Wege dorthin. Die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft, an die er sich wandte, lehnte es ab, den Landwirt zu entschädigen, da er sich nach ihrer Meinung auf keinen Betriebswege befand. Das Reichsversicherungsamt hat jetzt aber entschieden, daß ein Fahrrad, das in erheblichem Umfange für Betriebszwecke verwandt wird, wie in diesem Falle zur Beförderung von Milchkannen als Arbeitsgerät anzusehen ist. Der Besitzer, der das Fahrrad zur Reparatur bringt, genießt daher auch auf dem Wege dorthin den vollen Unfallverscherungsschutz, denn die Instandhaltung des Fahrrades ist im Interesse des Betriebes geboten. Der Landwirt ist infolgedessen voll zu entschädigen.” – Neuigkeits-Welt-Blatt vom 31. Dezember 1940.

Wetterbericht in der Lokalzeitung Anno 1889

“Zu früh, so scheint es, haben wir uns des schönen Lenzes gefreut. Nicht nur den Winterrock, auch den Ueberziehen vermeinten wir schon in den Ruhestand versetzen zu können, denn die Sonne schien so warm auf unsere Häupter; die klugen Vögelein wiegten sich auf den Zweigen und schmetterten das Lob des Höchsten in die freie Natur; die Knospen ließen sich zum Narren halten, brachen auf und entfalteten die frühen Blätter. Die Zeit schien nicht mehr ferne, wo man im Freien seinen Schwarzen trinken und seinen “Tapper” machen konnte. Der vorgestrige Tag machte dieseb Hoffnungen ein rasches Ende. Der heilige Petrus öffnete die Schleusen des Himmels, worauf das Naß dicht herunterströmte. Eine mächtige Windsbraut [RS: Wirbelsturm] fegte heulend über die Straßen, sauste um die Ecken und brachte in den Kaminen klagende Töne hervor, so daß wieder zum Kohlenhändler geschickt werden muß, will man nicht frösteln und frieren. Es ist eben auf diesen April “gar kein Verlaß”, was ja allbekannt ist. Er steckt um, so oft es ihm beliebt. Den armen Menschen bleibt also nichts Anders übrig, als zu hoffen. Der Mai hat ein besseres Renommé, weshalb ihn alle Dichter zu allen Zeiten bedangen. Zwar hat er bekanntlich auch nicht selten dasselbe getäuchscht; ommerhin ist abser seine Firma bedeutend solider als die des Aprils. In einigen Tagen tritt er seine Herrschaft an. Ziehen wir also auf ihn unsere Wechsel auf schönen Wetter und wenn er es uns unserem Voreltern gethan hat, wollen wir dies in Liedern preisen. Ob diese Lieder auch so schön ausfallen, wie die vom Heinrich Heine und Nikolaus Lenau, dafür lönnen wir allerdings nicht garantieren. Jedes Zeitalter hat eben seine eigenen Lieder und Dichter. Die einen sind besser, die anderen wieder schlechter. Wir wollen auch schließlich hoffen, faß sich der Mai dadurch nicht abhalten läßt, und so lieblich zu kommen, als es ihm nur immer möglich ist.” Badener Bezirks-Blatt vom 27.04.1889.

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