Aufgabe

“Beobachte! Studiere! Präge Dir ein, was geschieht! Morgen sieht es schon anders aus. Morgen fühlst Du es schon anders. Halte fest, wie es eben jetzt sich kundgibt und wirkt.” Quelle: Victor Klemperer – Lingua Tertii Imperii. Sprache des Dritten Reiches.

Das etwas andere Steuermodell

Ich hörte eine heftige Debatte zweier Professoren über die bequemste und wirksamste Weise, Steuern zu erheben, ohne den Untertanen lästig zu werden. Der erste behauptete: Die gerechteste Methode werde darin bestehen, wenn man Laster und Torheit besteure; die Summe für jeden müsse dann aufrichtig durch eine Jury bestimmt werden, die aus seinen Nachbarn zusammengesetzt würde. Der zweite war durchaus der entgegengesetzten Meinung: Man müsse diejenigen Eigenschaften des Körpers und der Seele besteuern, worauf die Menschen hauptsächlich eitel wären; man müsse geringere oder höhere Abgaben nach dem Verhältnis der Eitelkeit bestimmen; einem jeden müsse die Entscheidung in diesem Punkte überlassen bleiben. Die höchste Abgabe müsse von Männern bezahlt werden, die große Günstlinge des anderen Geschlechts seien, und zwar nach Verhältnis der Zahl und der Natur aller Gunstbezeigungen, die sie erhalten hätten. Hierbei solle ihnen erlaubt sein, Zeugnis für sich selbst abzulegen. Witz, Tapferkeit und Höflichkeit solle ebenfalls hoch besteuert werden, wobei dann die Abgaben in derselben Art eingezogen werden müßten; indem nämlich jeder Mann die Quantität, die er besitze, auf sein Ehrenwort angebe. Ehre, Gerechtigkeit, Weisheit und Gelehrsamkeit sollen jedoch nicht besteuert werden, weil es Eigenschaften sind, die keiner seinem Nebenmenschen zugestehen oder bei sich selbst bedeutend schätzen wird. Die Weiber müßten ferner im Verhältnis ihrer Schönheit und ihrer Geschicklichkeit, sich zu putzen, besteuert werden und dabei dasselbe Privileg wie die Männer besitzen, das heißt, sie müssen den Grad der Eigenschaften selbst bestimmen; Beständigkeit, Keuschheit, Verstand und Gutmütigkeit sollten jedoch in die Steuerliste nicht aufgenommen werden, weil sie die Kosten des Steuererhebens nicht einbringen würden.” – Quelle: Swift, Jonathan: Gullivers Reisen, Stuttgart 1998, S. 245f (EA 1726).

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