Der “Schwirrflieger”

“Der “Schwirrflieger”, das Flugzeug von morgen Raimund Nimführ hat nach jahrelangem Vorstudium der verschiedenen Hilfswissenschaften der  Luftschiffahrt eine neue Art von Flugzeug, den “Schwirrflieger” ersonnen, der gewisse kleine Unzulänglichkeiten der Motorflugzeuge beseitigen soll.
Bei dem neuen Flugzeug sitzen an einem Rumpf der eigenartig gestaltet ist und geringsten Luftwiderstand gewährleisten, zwei Paar Flügel. Sechs Gummiräder vollenden das äußere Bild. Als Baumaterial kommen Chrom-Molybdän-Rohre, Duraluminumleisten und Holzspannten in Verwendung, als Verkleidung wird das Schwirrflugzeug eine Duralumunumblechhülle tragen. Das fertige Flugzeug hat ein Gewicht von tausend Kilogramm, die Flügelspannweite beträgt elf, die Länge zwölf, die Höhe zwei Meter.

Neu an dem Flugzeug ist die Beweglichkeit der Flügelpaare. Der Pilot kann sie nach vorne und rückwärts bewegen, er kann den Anstellwinkel ändern; der Flügel ist als Ganzes beweglich, macht Schwinungen, heftigste Luftbewegungen werden durch diese Bewegung gedämpft, jede Starrheit, die sich bisher oft unliebsam auswirkte, ist beseitigt. Interessant ist daß diese Flügel gleichzeitig als Propeller wirken, ihre Schwiningen den Auf- und Vorwärtstrieb geben. Je schneller diese Flügelpaare ‚Schwirren‘, um so rascher bewegt sich das Flugzeug. Die Erzeugung dieser Schwingungen obliegt dem Motor der die Aufgabe hat, Preßluft zu erzeugen, die in geeigneten Reservoirs aufgespeichert wird und für den Fall, daß der Motor versagt, zur Verfügung steht. Einige sinnreiche Zusatzeinrichtungen schaffen überdies noch Preßluft aus verschiedenen weiteren Betriebsvorgängen und führen sie diesem Sammelbehälter zu, so daß ein Versagen des Motors keinerlei Gefahr mehr bedeutet. Bemerkenswert sind die sechs Laufräder des ‚Schwirrfliegers‘, Niederdruckluftreifenräder aus 350 Kilogramm Belastung geprüft, die auf Stangen aufsitzen, die die Höhe des ganzen Flugzeug durchlaufen, beim Aufsetzen der Räder den Stoß auffangen und in leichten Schwingungen ausklingen lassen. Das Flugzeugt trägt überdies noch in der Form eines elastischen Unterbaues, der die Bauchseite des Flugbootes umspannt, eine weitere Vorrichtung, die jeden jähen Absturz verhindert und ein sanftes Fallen garantiert.

Nach den Angaben seines Erfinders soll der Schwirrflieger völlig kipp- und sturzsicher sein und auch das Problem des Startes ohne Anlauf, also das kurze Aufschwingen vom Standort, lösen.” Reichspost, 4. Dezember 1933, Seite 4.

Straßenpflaster aus Papier

“Ein polnischer Papiertechniker hat dem Magistrat der Stadt Warschau vorgeschlagen, anstatt Asphalt-, Holz- und Steinpflasters die von ihm erfundenen Papiersteine zu verwenden. Bei diesen ist das Papier durch ein besonderes Verfahren imprägniert und zu außerordentlich haltbaren, widerstandsfähigen Pflastersteinen gepreßt. Die Steine seien elastisch und ihre Oberfläche werde bei Regenwetter nicht so glatt und schlüpfrig wie die des Asphalts. Der Warschauer Magistrat hat sich noch nicht darüber geäußert, ob er Versuche mit dem neuen Pflaster vornehmen lassen will.” – Quelle: Das kleine Blatt, 22.11.1931.

Eine Demonstration gegen große Damenhüte

“Wie vor einiger Zeit gegen Trägerinnen der Hosenröcke, so gab es gestern eine Demonstration gegen große Damenhüte. In der Ruckergasse in Meidling gingen zwei Damen mit modernen Hüten von bedeutenden Dimensionen. Es sammelten sich an zweihundert Personen an, zumeist allerdings Kinder, die auf der Straße spielten, und verfolgten unter Schreien und Lärmen die Damen, die sehr in Verlegenheit waren und nicht wußten, was sie tun sollten. Bis zur Trainkaserne flohen sie und suchten endlich ihre Zuflucht in der Kaserne selbst. Von dort konnten sie sich erst entfernen, als [die] Sicherheitswache die Menge zerstreut hatte.” – Quelle: Neue Freie Presse vom 19.05.1911.

Bildungsnotstand

Der Kanzler der Universität Halle beklagte 1787, “daß sich unter den jungen Leuten, welche die Universität besuchen, ständig eine nicht geringe Anzahl von solchen Subjekten befindet, die nicht allein in gelehrten Sprachen, sondern auch in den übrigen, noch wichtigeren Kenntnissen, die sie von der Schule mitbringen sollten, so unwissend sind, daß ihr Unwissen bald Mitleid, bald Widerwillen erregen muß.
Es ist natürlich, daß die Leute, die keinen Grund gelegt haben auch keinen Grund bauen können. Und daß sie von der Universität so unwissend wegehen, wie sie zur Universität hingekommen sind.” Quelle: WDR/Jörg Beuthner.

Raucherschutz und Werbung Anno 1807

“Unterzeichneter macht die Anzeige, daß er in seinem in Bestand habenden Bierhause zur Wildgans am hohen Markte die Verfügung getroffen habe, daß ungeachtet des schon bestehenden Rauchzimmers, auch zur Bequemlichkeid der Herren Gäste, in dem sogenannten Gastzimmer Tabak geraucht werden könne; auch gibt er, nebst dem gewöhnlichen Speisezettel, für 12 und 13 fr. Mittagskost. Er wird sich bemühen, da er nebsthen mit eimem schönen Extrazimmer im ersten Stocke versehen ist, sowohl Mittags als Nachts durch die Reinlichkeit, als Auswahl gut zugerichteter Speisen, die Zufriedenheit der Herren Gäste  zu verdienen. Johannes Kaufmann, Bestandwirth zur Wildgans am hohen Markt Nr. 563.” – Quelle: Wiener Zeitung, 18.11.1807.

Beleuchtung des Atlantischen Oceans

(Beleuchtung des Atlantischen Oceans.) Man schreibt der ‘Neuen Freien Presse’ aus New-York: ‘Eines der kühnsten amerikanischen Projekte ist die soeben allen Ernstes in Aussicht genommene Beleuchtung des Atlantischen Oceans mittels elektrischen Lichtes. Man will einen beleuchteten Weg quer über das Meer von der Neufundland-Bank bis zur irischen Küste herstellen. Zu diesem Zwecke sollen Schiffe in Entfernungen von je 200 Seemeilen in gerader Linien auf offenem Meere derartig verankert werden, daß sie sich allseitig um den Anker drehen können, ohne ihn zu lockern. Diese Leuchtschiffe sollen durch elektrische Kabel untereinander und mit dem Ufer verbunden und auch zur Vermittlung des Telegrammverkehrs benützt werden. Dieses Projekt mag auf dem ersten Blick etwas phantastisch erscheinen, aber man ist hier fest überzeugt, daß dasselbe früher oder später zur Ausführung gelangen werde.” – Quelle: Innsbrucker Nachrichten, 18.05.1885.

Wetter

 Wenn einem gar nichts mehr einfällt redet (oder in diesem Fall: schreibt) man über das Wetter:

Schon am Sonntag erfuhr die Temperatur eine ungewöhnliche Steigerung, welche am Montag nachmittags ganz hochsommerlich wurde. Am Abende wehte eine laue Luft durch die Straßen und Gärten und ein wohliger Duft von tausenden von Obstbaumblüten und dem rasch entwickelten Laubgrün wogte durch Stadt und Umgebung. Es war eine laue, einschläfernde Nacht. Gegen den Frühmorgen trat ein südöstliche Windströmung ein. Die Luft gewann etwas Feuchtigkeit, doch kam es am Vormittage zu keiner Wolkenbildung. Wir lange es noch so bleiben soll? Barometerstand und Feuchtigkeitsmenge waren am Dienstagmorgen einer baldigen Bewölkung günstig und es ist nicht ausgeschlossen, daß nach einem Gewitter kurzes Regenwetter eintritt.” – Quelle: Badener Zeitung, 1. Mai 1909.

Blutige Berichterstattung im Bildstil

Gräßliches Unglück

Am 5. ds. nachmittags begab sich der 16 Jahre alte Fabriksarbeiter Luigi, Sohn des Giacomo Giacometti aus Tiarno di Sotto zum Besuche seines Freundes Risalli, welcher in einer Hutfabrik in der Localität Lorina beschäftigt war. Dort fiengen die beiden Freunde an, sich zu unterhalten, indem sie um eine durch Wasserkraft in Bewegung gesetzte Maschine liefen. Beim Laufen kamen nun Beide zu Falle, und zwar Luigi so unglücklich, daß er mit einem Fuße zwischen einen Maschinenriemen gerieth, mit voller Kraft vom demselben an die Wand geschleudert wurde und hierbei sich so schwere Verletzungen zuzog, daß er auf der Stelle todt blieb.” – Quelle: Innsbrucker Nachrichten, 10.04.1902

Jugendliche Gewalttäter

Ein Bubenstück

Laibach, 16. October […] Letzte Nacht ist das Wohnhaus des Abgeordneten Canonicus Klun mit Druckerschwärze verunreinigt worden. Das Bubenstück soll vermuthlich die Rache dafür sein, daß der Abgeordnete Klun gestern im Landtag die Zuweisung der Wahl Hribar’s an einen besonderen Ausschuß zur Prüfung beantragte und durchsetzte. ” – Quelle: Vaterland, 17.10.1889

Der Wahnsinn der Rekorde

Der Dauertänzer Fernando hatte im vorigen Jahr 130 Stunden im Lunapark zu Berlin durchgetanzt, und zwar mit Unterbrechungen von etwa zehn Minuten auf die Stunde. Es fand sich niemand, der ihm diesen Wahnsinn nachzumachen geneigt war, und daß der Tanzsport irgendwelche Verbesserungen durch diesen Rekord erfahren haben sollte, ist nicht anzunehmen. Aber Herrn Fernando ließ sein eigener Ruhm nicht schlafen. Und so hat er es fertiggebracht, vom 26. Mai abends bis zum 1. Juni abends durchzutanzen. In dieser Zeit hat er, wie eine übereifrige Statistik feststellte, 1861 Tänze getanzt und 1642 Partnerinnen gehabt. Diesmal machte er nur alle zwei Stunden 10 Minuten Pause, die er benutzte, um zu essen, die Wäsche zu wechseln und sich rasieren zu lassen. In den letzten Stunden wollte er einen besonderen Beweis seiner Leistungsfähigkeit ablegen und tanzte in geradezu rasendem Tempo. Als er vollkommen frisch sein Pensum erledigt hatte, wurde er massiert, badete und legte sich schlafen. In den 145 Stunden seines Tanzes hat er nur Eier, Milch und geschabtes Fleisch zu sich genommen. Der einzige Erfolg dieser irrsinnigen Prozedur ist für die medizinische Wissenschaft erzielt worden: drei Ärzte vom Reichsgesundheitsamt wohnten dem Dauertanz bei und haben ihre Beobachtungen an Fernando gemacht. Sie haben einstimmig erklärt, daß dieser Tänzer ein medizinisches Phänomen sei und daß vor allem sein Herz wohl einzig in der Welt dastünde.” – Quelle: Das kleine Blatt vom 16.6.1927

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